Arbeitsweise des hydraulischen Widders:

Mit dem Bau der Wasserversorgungsanlage von Tauchersreuth wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen. Genutzt wurde hierfür eine ergiebige Quelle etwa 1 km südwestlich des Dorfes in der Schlucht des Wehrgrabens. Für das Hochdrücken des Wassers in den Hochbehälter wurde ein hydraulischer Widder, auch Stoßheber genannt, genutzt. Diese völlig neue Art, Wasser nach oben zu transportieren, geht auf die Erfindung des Franzosen Joseph Michel Montgolfier (Erfinder des Heißluftballons) aus dem Jahre 1796 zurück. Der hydraulische Widder, eine  autonom arbeitende Wasserpumpe, wurde von der Nürnberger Firma Pfister & Langhanss hergestellt.

 

Arbeitsweise:

Das Wasser fließt vom Triebschacht mit geringer Gefällhöhe zu und durch das Stoßventil hinaus, bis dieses durch den Druck des zuströmenden Wassers geschlossen wird. Die lebendige Kraft des Wassers  in der plötzlich abgeschlossenen Triebleitung stößt nun das Druckventil auf. Das Wasser strömt in den Windkessel und drückt die darin befindliche Luft zusammen. Sobald das Wasser zur Ruhe kommt, schließt sich das Druckventil. Das Stoßventil öffnet sich wieder, unterstützt durch den Druck einer Feder oder eines Gewichts. Die zusammengepresste Luft im Windkessel drückt das Wasser in der Steigleitung in die Höhe. Gleichzeitig strömt frisch zufließendes Wasser durch das Stoßventil aus, bis sich dieses durch seinen Druck erneut schließt und der Vorgang sich wiederholt. Der nicht in den Windkessel gedrückte Teil des Triebwassers läuft frei aus und wird abgeleitet. Etwa 90 % des Quellwassers gehen als Triebwasser verloren, 10 % wird als Brauchwasser in den Wasserturm durch die 1100 m lange Steigleitung gepumpt.

Der Widder aus dem Jahre 1907 wurde nach 22 Jahren durch eine verbesserte Konstruktion, einem "SANO-Widder" ersetzt. Dieser von der Nürnberger Firma "Pfister und Langhanss" entwickelte Widder erzielte u.a. durch strömungsgerechte Gestaltung aller Bauelemente eine erhöhte Förderleistung. Der SANO-Widder wurde 1929 geliefert und von Christof Schirl aus Eschenau (Gemeinde Eckental) montiert. Aus alten Aufzeichnungen ist zu ersehen, dass es sich bei dem Tauchersreuther Widder um den 22. Widder der Größe 5, der hergestellt wurde, handelt. Der Widder hat ein Gewicht von 140 kg, die durchschnittliche Fördermenge beträgt 7 Liter/Minute, das entspricht einer Tagesmenge von etwa 10 cbm.

Auszüge aus der "Preisliste No. 40" der Nürnberger Firma Pfister und Langhanss aus Jahre 1928:

Preisliste (1928) der Firma Pfister & Langhanss, Nürnberg
aus Katalog/Preisliste Nr. 40 (Juli 1928) der Firma Pfister & Langhanss

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Aus Aufzeichnungen aus dem Jahre 1929 sind folgende Daten zu ersehen:

Quellschüttung: 50 - 100 Liter/Minute

Fördermenge:   5,3 - 10 Liter/Minute

Förderhöhe zum Turm: 75 Meter

Länge der Steigleitung zum Turm: 1100 Meter


Hydraulischer Widder-Ausstellungsstück im Wasserturm
Widder als Anschauungsobjekt im Wasserturm
Widder (Preisliste von 1921)
Widder aus der Preisliste von 1921 der Firma Pfister & Langhanss

Widder in Tauchersreuth (Lauf a.d.Pegnitz)
Tauchersreuther Widder im Wehrgraben (Foto 2019)

Quelle: "Der Tauchersreuther Wasserturm" - Sonderheft der Schriftenreihe "Neunhofer Land - Forschungen und Arbeitsberichte", Freunde des Neunhofer Landes, Lauf an der Pegnitz


Dieses Video zeigt die Funktion eines Widders: